Interessantes zu Druckersprache: Vorstellungsgespräche im Zeitwandel*

Jan 4, 2022

Salzkammergut-Druck-Mittermueller-Druckersprache-Vorstellungsgespraeche

Druckerwerkstatt zur Zeit Gutenbergs (Bronzerelief am Gutenbergdenkmal, Mainz) / Quelle wikipedia

Johann stellt sich 1515
in der fürstlichen Offizin beim Faktor vor:

Johann stellt sich 2015
in einer Druckerei in der Abteilung Human Ressources vor:

Faktor: Du möchtest also kein Hudler sein und die Schwarze Kunst anständig lernen?
Johann: Ja Herr Faktor, das möchte ich wohl.

Faktor: Kannst du denn Majuskeln von Minuskeln unterscheiden?
Johann: Ja Herr Faktor, meine Augen sind wohl in Ordnung. Sie werden sehen, ich werde ein Schnellhase.

Faktor: Na langsam Junge, ehe wir dich an den Speck lassen, machst du zunächst Zeug und kümmerst dich um Schmorkohl.
Johann: Jawohl Herr Faktor.

Faktor: Und dein Vater zahlt ein anständiges Einschreibegeld? Wir sind hier schließlich keine Quetsche.
Johann: Jawohl Herr Faktor.

Faktor: Stellst du dich geschickt an, hast du in zwei Jahren deine Gautsche und wirst Geselle, dann gibt´s Gewissgeld.
Johann: Ich wird mir wohl Mühe geben.

Faktor: Nun sei es, morgen fängst du an. Gott grüß die Kunst.
Johann: Jawohl Herr Faktor. Gott grüß die Kunst.

Personalchef: Sie möchten also Mediengestalter Digital und Print werden?
Johann: Ja, Herr Meier, das möchte ich.

Personalchef: Sie beherrschen das MS-Office Paket und Adobe?
Johann: Ja Herr Meier, ich habe einige Computerkurse an der Schule besucht und Praktika absolviert.

Personalchef: Sehr schön, in unserem Unternehmen arbeiten wir mit anderen Programmen.
Johann: Ich freue mich, dazuzulernen.

Personalchef: Wir brauchen Ihre Steuer-ID für die Lohnbuchhaltung, Sie erhalten bei uns auch als Auszubildender bereits VwL.
Johann: Schön zu hören, Herr Meier.

Personalchef: Absolvieren Sie Ihre IHK-Prüfung zufriedenstellend, wird unser Haus Sie als Voll- zeitangestellten übernehmen.
Johann: Das würde mich freuen, Herr Meier.

Personalchef: Nun Johann, dann sehe ich Sie nach Ihren Ferien zum Ausbildungsbeginn am 01.08.15. Auf Wiedersehen.
Johann: Auf Wiedersehen, Herr Meier.

Begriffserklärungen zur Druckersprache

  • Gautschen
    Bei der Papierherstellung das Auspressen des Wassers aus dem frisch geschöpften Papier. Übertragen ist es der bis ins 16. Jahrhundert übliche Buchdruckerbrauch, die ausgelernten Setzer- und Druckerlehrlinge im Rahmen der Gautschfeier mit voller Bekleidung in einen großen Bottich zu tunken.*
  • Gewissgeld
    Früher bei den Setzern und Druckern des feste Gehalt eines Gehilfen.*
  • Hudler
    (auch Sudler) Ungelernter Drucker.*
  • IHK-Prüfung
    Schriftliche, mündliche und praktische Prüfungen vor der jeweiligen Industrie- und Handelskammer in Deutschland.
  • Faktor
    Leiter einer Buchdruck-Setzerei; in der Regel ein Schriftsetzermeister (veralteter Ausdruck). Später durch die Einführung neuer grafischer Techniken auch allgemeiner zur Bezeichnung von leitenden Angestellten im grafischen Gewerbe angewendet.
  • Majuskel
    Typografische Bezeichnung für die Großbuchstaben (Versalien) des Alphabets *
  • Minuskel
    Typografische Bezeichnung von Kleinbuchstaben, auch Gemeine genannt. *
  • Quetsche
    Geringschätzige Bezeichnung für eine kleine Druckerei.*
  • Schnellhase
    Scherzhafte Bezeichnung für einen Handsetzer, der besonders hohe Leistungen bei der Herstellung von glattem Satz vollbringt. *
  • Schmorkohl
    Ein besonders einfacher anspruchsloser Auftrag.*
  • Schwarze Kunst
    Als Schwarze Kunst wird eine handwerkliche oder künstlerische Tätigkeit bezeichnet, bei der mit Druckfarbe Vervielfältigungen auf Papier hergestellt werden. (Quelle: wikipedia)
  • Speck
    Scherzhafte Bezeichnung der Setzer für die leeren Räume in der Satzform, die statt mit Lettern mit größeren Satzstücken ausgefüllt werden, so z.B. die leeren Rückseiten des Titelblattes, des Widmungsblattes u.ä., die offenen Seiten in Kapitelanfängen etc. Diese Räume wurden dem Setzer wie eine normale Satzarbeit bezahlt. Zum Speck der Druckerei selbst gehören auch stehende Satzteile wie z.B. Formulare u.ä.*

*Juliane Relic, Die Handwerkssprache der Drucker und Setzer, Dresden,  Professur für Angewandte Linguistik 2017

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